Robert Schaberl -
(DE)ZENTRAL
Farbiges Licht. Auratische Bilder im buchstäblichen Sinne des Wortes. Kunst
der Oszillation. Vibrierende Farbfelder mit Titeln wie purple dance with red copper gold, red magenta (blood & wine), lavared green silverblue, deep cherry red magenta, soft silver
rotation, rusty green und lemon yellow. Gleißende Scheiben, Lichtreflexionen und pulsierende Kreisflächen in unendlichen Farbvariationen, subtile Farbübergänge, manchmal
Kontraste, aber auch Studien in schwarz. Kunst der Schwingung, die im Großformat ihre maximale Emphase erzielt und in der Serialität der Mittel- und Kleinformate das Gleichmaß sucht. Robert
Schaberls konzentrische Abstraktionen, die er in verschiedenen farblichen Graduierungen zwischen matt und glänzend ausführt, entstehen durch die Überlagerung von bis zu 70 Farbschichten auf einem
horizontal rotierenden Bildträger. Sie gehen auf frühe fotografische Experimente mit Alltagsgegenständen wie Gläsern und biomorphen Rundformen wie Pilzen zurück und legen auf den ersten Blick
formale Vergleiche mit Werken der konkreten Kunst, wie den kryptischen Kreisbildern von Hermann J. Painitz
oder den Targets von Jasper Johns nahe. Bei näherer Betrachtung lässt sich jedoch eine gänzlich
andere Intention erkennen. In seinem Oeuvre hat der 1961 in Feldbach in der Steiermark geborene Künstler eine über Jahrzehnte entwickelte experimentelle Versuchsanordnung mit farblosen Pigmenten,
die wie ein Mikroprisma Licht in einer bestimmten Frequenz reflektieren, kultiviert. Ein impressionistisches Spiel mit der Farb- und Lichtwahrnehmung, das im Atelier als alchemistischer Werkstatt
entsteht und sich erst in der Interaktion von Werk und Betrachter vollends entfaltet. Man könnte auch sagen: Die Kunst entsteht im Spannungsfeld zwischen Produktion und Rezeption.
Schaberls selten gänzlich monochrome Zentralformen, die in Gemälden, Fotografien und Arbeiten auf Papier bestehen, erweitern das Spektrum einer Kunst der Perzeption, die gerade auch in der
Abweichung von einem Brennpunkt ihre Magie entfaltet: Die farblich changierenden Bilder verändern je nach Perspektive ihre Erscheinung. Sie überwinden in der vielschichtigen ästhetischen
Erfahrung einen vermeintlichen Anachronismus, widersetzen sich dem alltäglichen Overkill an Information, der beschleunigten Bilderflut und der konzeptuellen Diskursivierung von Kunst, echappieren
gegenwärtigen Moden und neuen Technologien. Robert Schaberls Ästhetik des Runden ist sinnliche Überwältigung, Schulung der Empfindsamkeit und optische Exegese abseits retinaler
Kunst.
© Angela Stief 2016, Direktorin Museum Albertina Modern (Wien)